Wandern in Korsika – Abenteuer auf dem GR 20

Wandern in Korsika – Abenteuer auf dem GR 20

Zum wiederholten Male hat mich nun schon die Magie von Korsika in ihren Bann gezogen. Bereits vor zwei Jahren verbrachte ich einige Zeit auf der französischen Insel. Damals war der Nordteil des 168 km langen Fernwanderweges GR 20 unser Ziel, der mitten durch das Hochgebirge von Korsika führt. Ihm sagt man bekanntlich nach, der schwierigste Wanderweg Frankreichs zu sein. Von Calenzana aus ging es für uns über das Hochgebirge bis zum Mittelpunkt der Route, dem Bahnhof Vizzavona. Nach dieser Reise war ich Feuer und Flamme und es stand für mich bereits damals fest, dass auch der südliche Teil irgendwann folgen musste.

Korsika glänzt voll prächtiger Landschaft und Natur. Die schroffen Gesteinsformationen des Hochgebirges geben dabei von Nah und Fern einen malerischen Blick auf das Land ab. Kein Wunder also, dass Korsika auch oft als „Insel der Schönheit“ bezeichnet wird. Als man mich dieses Jahr nach dem südlichen Teil fragte, zögerte ich nicht lange und entschloss mich, wieder die Wanderschuhe anzuziehen. Die Zeit rückte schnell heran. Ich packte den Trekkingrucksack zusammen und schon starteten wir mit zwei Kleinbussen, über den Brenner, durch Italien bis nach Korsika. Die Insel bietet wundervolle lebendige Städte, herrliche Strände und majestätische Bergwelten. Unser erstes Ziel war Conca im Süden, von wo aus wir den GR 20 diesmal beginnen wollten. Aller Anfang war schwer und so mussten wir natürlich erst mal auf Höhe kommen, das hieß für uns immer bergauf. Insgesamt 7 Tage waren wir auf dem GR 20 unterwegs, von einer Refuge zur nächsten. Auf dem Rücken etwa 18 Kilogramm Gepäck. Zelt, Isomatte, Schlafsack, Spiegelreflex …, es musste ja schließlich alles mit.

Corsica Ferries - unsere Fähre zur Insel

Corsica Ferries – unsere Fähre zur Insel

Sonnenuntergang auf dem GR 20

Sonnenuntergang auf dem GR 20

Im Gegenteil zum Norden, der viele Kletterpassagen beinhaltete, bot der Südteil des GR 20 weniger davon, dafür aber eine unglaubliche Vielfalt an verschiedener Vegetation. Abwechslungsreich und wunderschön. Jeden Abend, nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten und die Sonne unterging, blieb ich meist noch eine Weile auf und blickte einfach nur zum Himmel. Dank der extrem dunklen Nacht in den Bergen war der Sternenhimmel für mich immer ein absolutes Highlight. Die Milchstraße strahlte zu uns herunter, es war faszinierend und erstaunend zugleich. So klar habe ich den Himmel noch nie gesehen. Die Sonnenauf- und untergänge, sowie auch die vorbeiziehenden Nebelbänke in den Bergen waren für mich immer etwas ganz besonderes. Atemberaubende Blicke, die sich so nur schwer auf Bildern einfangen lassen. Unser Tagesablauf in den Bergen gestaltete sich meist ziemlich konstant. Halb Sechs standen wir auf und packten unsere Zelte in den Rucksack. Eine halbe Stunde später gab es Frühstück, dann liefen wir los und folgten immer der rot-weißen-Markierung oder den Steinmännchen. Dank des zeitigen Aufstehens war es früh noch angenehm kühl und die Sonne verbrannte uns nicht gleich. Tagsüber war es manchmal wirklich heiß, da freute man sich immer schon wieder auf die eiskalte Dusche am Abend, wenn es denn eine an der Refuge gab. Übrigens haben wir nur selten andere Wanderer auf dem GR 20 getroffen. Da ist die Schwierigkeit des Weges dann wohl doch ein großer Pluspunkt, andernfalls wäre die wunderbare Gegend wohl schon von Touristen überlaufen.

Sternenhimmel nach der ersten GR 20 Etappe

Sternenhimmel nach der ersten GR 20 Etappe

Die Zeit verging schnell, inzwischen war Tag 6 angebrochen und ausnahmsweise ließen wir unsere Zelte stehen, da eine Gipfelbesteigung anstand. Wir wollten auf den etwa 2350m hohen Monte Renoso steigen. Laut Buch erwartet uns dort oben ein wundervoller Panoramablick. Doch leider sollte es so nicht sein und Nebel machte sich breit, der uns beim Ausblick einen Strich durch die Rechnung machte. Trotzdem hatten wir ein Lächeln im Gesicht, denn es war ein tolles Gefühl, so hoch oben zu stehen und um sich herum nichts als Nebel zu sehen. Immerhin ist ein Foto vom Gipfelkreuz entstanden. Die Zeit verging wie im Flug und schon ereilte uns  Tag 7, der Abstieg war gekommen. Da das unsere letzte Etappe war, sind wir alle voll motiviert halb vorneweg gerannt. Klar, es ging ja fast nur bergab und das Ziel war zum greifen nah. Am Nachmittag erreichten wir endlich einen kleinen Bahnhof in der Zivilisation, ich freute mich und lachte, denn wir hatten es geschafft. Genau hier stand ich auch zwei Jahre zuvor nach dem Abschluss des Nordteils. Es war der Bahnhof von Vizzavona, von wo aus wir mit der korsischen Eisenbahn nun gen Norden fuhren.

Auf dem Gipfel des Monte Renoso

Auf dem Gipfel des Monte Renoso

Tolle Sicht vom Zeltplatz aus

Tolle Sicht vom Zeltplatz aus

Sonnenaufgang auf dem GR 20 direkt vom Campingplatz aus

Nach dem Abschluss des GR 20 blieben uns auf der Insel noch etwa 4 Tage Zeit. Die Eisenbahn brachte uns bis in die zentral gelegene Stadt Corte. Schnell war ein Zeltplatz gefunden und wir durften die malerische Altstadt mit ihren kleinen Gassen und der Zitadelle genauer erkunden. Abends wird die Stadt dann aber erst richtig lebendig und zeigt uns sein typisch korsisches Flair, was man unbedingt auf sich wirken lassen muss.

Am darauffolgenden Tag packten wir aber schon wieder unsere sieben Sachen zusammen, wir wollten ans Meer. Auf ging es also in Richtung Ostküste nach Solenzara, wo wir recht schnell einen Zeltplatz am Wasser fanden. Das Wetter war uns gnädig, sodass sogar 2 Übernachtungen im Schlafsack direkt am Strand für uns möglich waren. Früh sind wir dann die ersten gewesen, die vom Schlafplatz aus den Sonnenaufgang hinter dem Meer erleben und bewundern durften. Es war einfach wunderbar anzusehen, wie sich der Himmel mit seinen Wolkenformationen allmählich rot färbte. Als die Nacht so langsam einbrach, durften wir auch in Solenzara das typische Flair erfahren, das wir schon aus Corte kannten. Bei Billard und Boccia sowie einem gemütlichen Bierchen spielten wir auf der Gitarre, lauschten dem Meeresrauschen und beobachteten die Sterne bis in die Nacht hinein. Nach den ganzen GR 20 Abenteuern war endlich mal ausruhen und entspannen angesagt 😉

Leider blieb die Zeit nicht stehen und der vorletzte Tag war angebrochen. Wir wollten unbedingt noch eine Canyoning Tour ausprobieren. Da aus der Gruppe glücklicherweise jemand mit Erfahrung in dem Bereich dabei war, schlossen wir uns einfach alle an, schnappten unsere Badesachen und liefen einige Stunden durchs Wasser mit vereinzelten Felssprüngen. Mit dem Wetter hatten wir Glück, es war richtig warm und hat deshalb viel Spaß gemacht.

Pietra - das korsische Bier aus Kastanien gebraut

Pietra – das korsische Bier aus Kastanien gebraut

Blick über Corte bei Nacht

Blick über Corte bei Nacht

Der letzte Tag war angebrochen und wir machten uns nachmittags auf zu der Hafenstadt Bastia im Nordosten. Hier sollte kurz vor Mitternacht unsere Fähre starten, es blieb also vorher noch etwas Zeit für einen kleinen Stadtbummel. Als wir später an Deck waren und ablegten, schauten wir noch einmal voller Wehmut auf den beleuchteten Hafen zurück. Die Gedanken an das Ende unserer gemeinsamen Zeit schossen mir dort so durch den Kopf. Es waren 2 wunderbare Wochen voller Abenteuer und neuen Erfahrungen. Wir starteten als unbekannte Gruppe und lernten uns auf der Reise immer besser kennen und schätzen. So soll es sein und so macht es auch Spaß.

Für mich ist der GR 20 damit abgeschlossen, zumindest fast. Wie ich hörte, haben wir wohl damals im Nordteil die erste Etappe ausgelassen. Nun gut, das ist nicht weiter schlimm, dafür warten auf mich jetzt neue Herausforderungen. Ich kann zumindest von mir behaupten, dass ich den GR 20 erfolgreich absolviert habe. GR 20 – I did it. Der Lieblingsspruch unserer Gruppe war übrigens: „Ich hasse wandern“. 🙂

Unsere GR 20 Etappen:

  • Conca (252m) – Refuge de Paliri (1060m)
  • Refuge de Paliri (1060m) – Refuge d´Asinao (1530m)
  • Refuge d´Asinao (1530m) – Refuge d’Usciolu (1750m)
  • Refuge d’Usciolu (1750m) – Refuge de Prati (1840m)
  • Refuge de Prati (1840m) – Refuge de Capanelle (1586m)
  • Bergetappe Monte Renoso (2352m)
  • Refuge de Capanelle (1586m) – Vizzavona Bahnhof (920m)

Mein Fotoequipment auf der Reise:

  • Canon 5D Mark II
  • Canon EF 24-105mm f/4L IS USM Objektiv
  • 3 LP-E6 Akkus
  • 2 Speicherkarten