
11 Okt 2015 Ein kurzer Test zur Sony Alpha 7 II
Nach nur kurzer Überlegung habe ich mir unlängst die Sony Alpha 7 II bestellt. Dort habe ich zum einen den Sony Sensor mit seinem großen Dynamikumfang, anderseits konnte ich aber auch meine Canon Objektive weiter verwenden. Das klingt natürlich erstmal wie ein Traum. Geiler Sensor und kein Geldverbrennen aufgrund neuer Objektive. Die 7R war zwar mit ihren 36MP verlockend (preislich liegt sie etwa gleichauf mit der 7 II), allerdings im Alltag dann doch zu oversize und so kaufte ich mir die Alpha 7 II, auch aufgrund des besseren Autofokus und Bildstabilisators. Mit dazu leistete ich mir einen Commlite Adapter von E-Mount auf Canon-EF. Ich möchte euch einen kleinen Überblick über meine Erfahrung geben und ein paar meiner Gedanken aufschreiben. Mehr ist nicht drin, da ich das System in dieser Konstellation so nicht lange testen konnte, wie ihr gleich lesen werdet.
Und go
Als erstes fiel mir das fehlende Ladegerät auf. Hallo…Sony? Ich dachte ihr wolltet mit euren Kameras auch in den Profisegment vorstoßen? Da ist ein Ladegerät doch das Mindeste, zumal spiegellose Kameras eh nicht so lange vom Akku her durchhalten. Schwacher Anfang. Einen Pluspunkt hat sich Sony aber bei dem Body verdient. Er fühlt sich richtig hochwertig an und liegt super in der Hand. Besonders interessant ist das Retro-Design, welches schon sexy ist. Im Inneren werkelt nicht etwa alte Technik, sondern ein aktueller Vollformatsensor von Sony.
Sucher
Ganz anfreunden konnte ich mich mit dem elektronischen Sucher nicht. Dennoch ist das kleine OLED-Display im Sucher von der Qualität her auf einen ganz hohen Level und die Vorteile sind nicht von der Hand zu weißen. Viele Dinge lassen sich im Sucherbild einblenden und unterstützen den Fotografen bei der täglichen Arbeit enorm. Vom ersten Gefühl her mag ich aber den optischen Sucher mehr. Allerdings müsste ich die ganze Suchergeschichte für ein aussagekräftiges Ergebnis länger testen.
Display
Was soll man dazu groß sagen. Die Alpha 7 II bietet ein recht dünnes Klappdisplay, welches mich ja schon an der Nikon D750 Happy machte. Es wirkt elegant und hochwertig. Seitlich ist es nicht klappbar, dafür aber nach oben bzw. unten und das finde ich voll ausreichend. Ich liebe Klappdisplays, denn sie können überall sinnvoll eingesetzt werden, nicht nur in Bodennähe. Über Auflösung und Qualität gibt es an der Alpha 7 II nichts zu meckern.
Sensor
Sony verbaut natürlich ihre eigenen Sensoren. In der Alpha 7 II sitzt ein 24MP Vollformatsensor. Schon erstaunlich, dass sie in so einen kleinen Gehäuse einen so großen Sensor verbauen. Das gibt der Kamera aber natürlich den Boost, erst mit den „ganz Großen“ mitzuhalten. Bei der Bildqualität gibt es absolut nichts zu beanstanden. Selbst in der Nachbearbeitung habe ich sehr viele Reserven. Wir bewegen uns hier auf absolut hohen Niveau. Negativ finde ich den Aspekt (das betrifft aber alle spiegellosen Kameras), dass während eines Objektivwechsels der Sensor offen da liegt. Ich hatte direkt nach dem ersten Wechsel Staub drauf. Wie soll das ganze dann nur aussehen, wenn ich draußen in der freien Wildbahn Objektive wechseln muss?
Bedienung & Menü
Die Kamera liegt mir gut in der Hand, trotzdem hängt mein kleiner Finger in der Luft. Alle Knöpfe sind für mich aber trotzdem gut erreichbar. Die manuellen Räder machen Spaß auf mehr, nur das Daumenrad hätte etwas ausgeprägter sein können. Es wirkt bisschen wie ein Spielzeug. Die Anordnung der Tasten finde ich gelungen und einige sind sogar frei belegbar. Das Menü bietet sehr viele Funktionen, als Canon-User finde ich es aber recht unübersichtlich. Man braucht aber sicherlich nur etwas Zeit zum eingewöhnen.
Objektive
Die Kamera macht natürlich nur mit passenden Objektiven Sinn. Viele wechseln gerade jetzt zu Sony, weil sie sich eine kleinere Kamera mit einem hochauflösenden Sensor anschaffen wollen. Allerdings kann man nicht nur den Body alleine sehen, sondern muss immer das ganze System betrachten. Es gibt bereits einige Objektive für den E-Mount, doch ist der Markt dort noch recht übersichtlich. Das hat damit zu tun, dass Sony jahrelang nur den A-Mount im Programm hatte. Der E-Mount existiert noch nicht zu lange und war am Anfang nur APS-C Kameras vorbehalten. Da Sony den E-Mount seit 2013 nun aber auch bei Vollformatbodys verbaut, müssen dafür natürlich erst entsprechende Objektive gebaut werden.
Viele denken, dass sie mit der Alpha 7 groß Gewicht sparen können. Wenn man sich 1-2 kleine Festbrennweiten dazu kauft, mag das auch stimmen. Aufgrund der Tatsache, dass Sony einen Vollformatsensor verbaut hat, sind gleichwertige Objektive aber fast genauso groß und schwer, wie ihre Brüder am DSLR-Markt. Viele Objektive, die mittlerweile weit verbreiteter Standard sind, gibt es aktuell auch noch nicht für den E-Mount-Anschluss. Darunter zählen Standardzooms und Telezooms mit Lichtstärke 2.8. Es dürfte aber bloß noch eine Frage der Zeit sein, bis die Auswahl hier größer wird und eventuell auch Fremdhersteller passende Optiken anbieten. Sony kooperiert mit Zeiss, was die aktuellen Objektive recht teuer macht.
Lasst uns aber jetzt zu einem ganz großen Vorteil des Anschlusses kommen. Ich bin nämlich in der Lage, so gut wie alle Objektive anderer Hersteller per Adapter an die Alpha 7 zu schrauben.
Commlite-Adapter und das adaptieren von Canon Objektiven
Wie oben geschrieben, sind die Objektive von Zeiss relativ teuer und außerdem gibt es noch nicht die passenden. Da ich einige Canon Objektive habe, wollte ich adaptierend und so besorgte ich mir parallel zur A7II einen Adapter von Commlite. Ich wollte keine 400€ ausgeben da ich gelesen habe, dass diese auch nicht besser seien. Ich glaube irgendwas um die 75€ habe ich bezahlt. Nach dem Anschließen konnte ich tatsächlich mit meinen Canon Objektiven fokussieren und auch der IS funktionierte super. Die Ernüchterung kam aber recht schnell, denn der Autofokus war sehr lahm. 3-4 Sekunden hat es gedauert, bis alles fokussiert war. Zumal hat der Autofokus auch nicht immer funktioniert. Manchmal zuckte sich gar nichts. Auch bei meinem 70-200 von Canon hat es nicht funktioniert. Ich bekam eine grüne „Fokus sitzt“ Anzeige, aber das Bild war total verschwommen. Was für ein Mist, aber dafür ist die Kamera nunmal nicht wirklich gemacht.
Was aber sehr gut klappt, ist das manuelle Fokussieren. Dank Fokus-Peaking werden die Kanten, die im Fokus liegen, farbig hervorgehoben. Und dank spiegelloser Kamera habe ich die Anzeige sogar auch im Sucher. Allerdings wollte ich schon gern einen Autofokus haben, da auch das manuelle Fokussieren Zeit braucht. Hat man dies aber richtig drauf, sitzt der Fokus manuell vermutlich schneller als mit Autofokus per Adapter. Nach weiteren Testen dann der Horror. Am Adapter ist auf der EF-Seite das Bajonett rausgerissen. Die 4 kleinen Schrauben, womit es festgemacht war, kamen einfach heraus. Die Gewinde waren danach alle nicht mehr zu verwenden. Gut, dass ich zu dem Zeitpunkt das Objektiv festgehalten hatte, denn das wäre sonst nach hinten losgegangen.
Mein Fazit nach dem kurzen Test
Die Alpha 7 II ist eine tolle Kamera mit einem fantastischen Sensor. Sie liegt gut in der Hand, ist hochwertig verarbeitet und bringt dankt spiegellosen System viele Vorteile mit sich. Das Gewicht zählt hier aber nur bedingt dazu, denn dank Vollformatsensor und physikalischen Gegebenheiten können Objektive nicht großartig kleiner gebaut werden. Vor allem jene mit einer hoher Lichtstärke nicht. Wer also nur des Gewichtes wegen wechseln will, sollte sich das nochmal überlegen.
Der Umstieg auf den elektronischen Sucher ist nicht ganz einfach, wenn man von einem optischen kommt, allerdings entscheiden hier die persönlichen Vorlieben. Der eine verflucht den Sucher, der andere liebt ihn. Hierfür würde ich ihn gerne mal etwas länger testen. Die Sache mit den Adaptern ist eine schöne Möglichkeit, „alte Objektive“ weiter zu nutzen. Trotzdem betrachte ich die ganze Sache eher als Notlösung. Richtig Freude wird man erst mit passenden Sony-Objektiven haben, denn dann soll laut verschiedenen Tests im Internet der Autofokus „fast“ das Niveau einer DSLR erreichen.
Ihr seht also, so richtig eine Meinung über gut oder schlecht gibt es noch nicht von mir. Dafür müsste ich das ganze System für einen längeren Zeitpunkt intensiver testen. Meine Alpha 7 II mit Adapter geht nun retour und bin über den kleinen Einblick froh. Ich freue mich auf jeden Fall, dass Sony mal etwas andere Wege geht und bin gespannt, wie der Markt weiterhin in Bewegung bleiben wird. Wir User können am Ende ja nur davon profitieren.
Hier habe ich nochmal die wichtigsten guten und schlechten Punkte aufgeschrieben, die mir besonders aufgefallen sind
Gut
•schicker Body und deren Verarbeitung/Gewicht, Retro-Look, Handling
•Fokus-Peaking zum manuellen Fokussieren
•Nutzung von Objektiven anderer Hersteller mittels Adapter
•integrierter Bildstabilisator im Gehäuse (den konnte ich nicht testen)
Schlecht
•kein separates Ladegerät, stattdessen muss man den Akku in der Kamera mit einem USB-Kabel laden
•relativ kurze Akkulaufzeit, was aber den spiegellosen Kameras geschuldet ist
•Autofokus ist mit Adapter und Canon-Objektive sehr langsam, dafür ist die Kamera aber eigentlich nicht gemacht (an einer Alpha 7R II soll das ganze übrigens per Adapter deutlich schneller funktionieren)
Norbert
Veröffentlicht um 18:38 Uhr, 27.10.2020Hallo Manuel,
vielen Dankfür Deinen kurzen Bericht. Vielleicht darf ich hier zwei Ergänzungen nennen:
1.: Auch für meine Hand ist die Kamera nicht „hoch“ genug – kleiner Finger…. Mit einer Quick Release Platte untergeschraubt ist der zusätzliche cm für den klenen Finger gewonnen.
2.: Mit einem MC11-Adapter von Sigma:
Mit Canon 75-300 USM III braucht die Kamera lange, bis zu einer Minute, um das Objektiv zu erkennen, wobei ein Lerneffekt vorliegt. Das Erlernte ist aber erratisch und mit Akkuwechsel auch wieder weg! Fokuszeit ist auch bei gutem Licht mit über 1s lang, AF-S bei 300mm nur bei hellem Tageslicht sinnvoll einsetzbar! AF-C bei keiner Brennweite sinnvoll. (ABER: Sehr, sehr preiswertes, leichtes Objektiv – und halt schon recht alt…).
Tamron 70-200 macro deutlich schneller, immer noch deutlich unter 1s bei gutem Licht, auch bei 200mm. Bei schlechtem Licht wie Abenddämmerung fängt der AF bei 200mm nicht sicher und fährt vollen Fokus durch. AF-C vorhanden, bei mässigem Licht nicht sinnvoll einsetzbar. Das Objektiv wird direkt erkannt.
Canon 24-70 l usm II schneller AF-S und AF-C bei gutem Licht im Bereich x/10s auch bei Fokus von min auf unendlich gegeben. Mit dem Sony F85 1.8 finde ich keinen schnelleren Fokus – dieses hat im Gengenteil den Nachteil, dass hier der Fokus bei eingestellter Blende erfolgt, während bei Canon (wie bei den anderen genannten) mit Offenblende, die Vorteile des AF bei IST-Blende hier nicht angesprochen.
Gesichterkennung, Augen AF mit Adapter bei diesen Objektiven nicht möglich!
Im Übrigen ist die Abbildungsleistung der A7 sehr gut, die Ergonomie, also die Anordnung der Bedienungselemente erscheinen mir dürftig! Mir gelingt es nict, die Eintellräder oder Funktionknöpfe zu betätigen, ohne den Griff zu lockern – schade, Canon kann das viel besser, die Sonys der SLT-Serie zumeist auch…
Bei keinem der verwendeten Objektive zeigt der MC-11 eine grüne LED für die Funktion.
Manuel
Veröffentlicht um 11:42 Uhr, 29.10.2020Hallo Norbert,
vielen Dank für deine Ergänzungen.
Mittlerweile fotografiere ich schon länger mit der Sony A7III und bin super zufrieden. Ich habe mir einen L-Winkel darunter geschraubt und nun ist die Größe für mich ausreichend.
Als Adapter habe ich für meine alten Canon Linsen lange Zeit mit den Metabones IV Adapter gearbeitet und war zufrieden. Nun bin ich aber seit kurzem nativ mit Sony Linsen unterwegs und es fühlt sich nochmal besser an, da alles akkurater und schneller funktioniert. Und man muss keine Abstriche eingehen.
Ich kann deine Erfahrung aber teilen. Nicht alle adaptierten Linsen funktionieren gleichermaßen gut. Manche arbeiten so schlecht, dass sie nicht nutzbar sind…
Die Qualität der A7 Reihe ist aber wirklich auf einem hohen Niveau und an die Ergonomie muss man sich halt etwas gewöhnen. Ich denke die Konkurrenz hat hier etwas die Naße vorne. Wiederrum sieht man mit der neusten A7sIII, dass Sony auch daran arbeitet.
Viele Grüße und weiterhin viel Spaß mit deiner Sony.
Manuel
Sven
Veröffentlicht um 12:01 Uhr, 17.07.2018Hallo Manuel,
bisher hatte ich damit keinen Erfolg. Habe alles versucht, doch scharf stellen kann ich es leider nicht. Dennoch danke für Deine Hilfe.
Gruß
Sven
Manuel
Veröffentlicht um 22:33 Uhr, 17.07.2018Hallo Sven,
versuche das ganze doch mal ohne Autofokus. Also schalte in den manuellen Focus, drücke die Lupe um einen Zoomausschnitt zu bekommen und dann stell mittels Fokusring am Objektiv scharf.
Das ganze kannst du mit Focus-Peaking („Kantenabhebung“ bei Sony) noch besser sehen.
Und um die Krater ersichtlich zu machen, setze die Kamera in den manuellen Aufnahmemodus und geh mit der Belichtungszeit nach unten. Der Mond muss dunkler werden, damit die Krater zum Vorschein kommen…
Sven
Veröffentlicht um 17:06 Uhr, 11.04.2018Hallo Manuel,
danke für Deinen ausführlichen Tipp. Sobald ich endlich wieder den Mond vor der Linse habe, melde ich mich noch einmal.
Gruß
Sven
Sven
Veröffentlicht um 21:59 Uhr, 30.03.2018Hallo,
ich hoffe, dass mir jemand helfen kann. Ich habe mir die Sony Alpha 7 II mit dem Objektiv Sony SEL2470Z (24-70 mm, F4 ZA OSS) (ca. 2.200 EURO) gekauft. Ich habe auch eine Panasonic SDR-H80 EG9-K SD/HDD Camcorder (70-fach opt. Zoom) (ca. 290 EURO).
Nun mein Problem:
Mit dem Camcorder kann ich den Mond incl. den Kratern fotografieren. Mit der Sony sehe ich nur einen hellen Kreis, aber keine Krater. Habe ich die Sony falsch eingestellt? Ansonsten wäre der Kauf allein schon auf Grund des Preisunterschiedes eine Katastrophe.
Manuel
Veröffentlicht um 18:59 Uhr, 31.03.2018Hallo Sven,
herzlichen Glückwunsch zur neuen Kamera!
Das Problem, dass du mit deiner neuen Sony keine Krater siehst, hängt mit der Belichtung zusammen.
Obwohl es uns manchmal nicht so vorkommt, aber der Mond ist extrem hell. Die Kamera kommt dadurch ziemlich durcheinander mit der Belichtung, vor allem wenn man Landschaft mit im Bild hat. Denn einerseits muss die Landschaft korrekt belichtet werden, anderseits aber auch der Mond. Also macht die Kamera den Mond immer zu hell als die Landschaft, da er viel intensiver strahlt.
Am besten du Belichtest einfach etwas unter. Wenn du beispielsweise im A Modus bist, dann drehst du einfach das obere rechte Belichtungsrad in den Minusbereich. Du wirst sehen, dann sollten die Krater langsam zum Vorschein kommen.
Ist das nicht der Fall, dann geh in den „M-Modus“ und dreh die Verschlusszeit einfach so weit runter, bis du Krater siehst.
Problem dürfte dann die Landschaft sein, die eventuell total dunkel ist. Hier helfen dann nur mehrere Belichtungen, die du im Nachhinein am Rechner zusammenfügst. Oder du machst direkt ein HDR.
Ich hoffe, damit kommst du zum gewünschten Erfolg.
Allzeit gutes Licht!
Gruß,
Manuel